An einem kalten Abend im Spätwinter ist das sonst schummrige Kanalufer im Zentrum der Schifferstadt hell erleuchtet. Die Lichtkegel der Scheinwerfer, die von einem Dieselaggregat mit Strom versorgt werden, helfen dem fünfköpfigen Trupp bei der Orientierung. Ausbildungsbeauftragter Marcel Geers erklärt seinem Team, wie sie die Drahtseile an gegenüberliegenden Bäumen an den Kanalufern befestigen sollen. Als die Trossen festgezurrt sind, kann für die THW-Leute der Drahtseilakt beginnen. Natürlich nur mit Absicherung, denn im Rettungsdienst gilt das Prinzip „Eigenschutz geht vor“.Geers steigt als Erster aufs Seil, die übrigen vier folgen nacheinander. Was an diesem Abend so spielerisch aussieht, kann bei ungeplanten Ereignissen lebensrettend sein: Mit der Konstruktion lassen sich im Katastrophenfall rasch Menschen von Ufer zu Ufer transportieren.
Eindrücke davon, was der Dienst im Katastrophenschutz für sie bereithalten kann, haben die Teilnehmer somit schon gewonnen, ehe an diesem Wochenende die Grundausbildung losgeht. Für sie, aber auch für alle Kurzentschlossenen. Jeder, der fit und einsatzbereit ist, darf mitmachen, denn Helfer werden beim THW händeringend gesucht. Nicht zuletzt, seit im vergangenen Jahr der Zivildienst wegfiel.
Am Meppener THW-Stützpunkt an der Lathener Straße habe damals beträchtlicher Frust geherrscht, erzählt der Ortsbeauftragte Michael Moseke. Binnen kurzer Zeit brachen 14 von rund 50 Helfern weg – und nur zwei neue konnten umgehend ausgebildet werden. Inzwischen, so Moseke, sei „das Tal der Tränen durchschritten“, habe man bislang sechs potenzielle Nachwuchskräfte gefunden, die jetzt für den Hilfsdienst fit gemacht werden.
Dienst an der Gesellschaft
Unter ihnen sind gleich mehrere, die unter die Kategorie „spätberufen“ fallen. Christian Dasenbrock zum Beispiel: Der 30-Jährige hat in den vergangenen Jahren in Essen studiert, Deutsch und Biologie auf Lehramt. Nun, nach seiner Rückkehr nach Meppen und an der Schwelle zum Referendariat, ist er beim THW eingestiegen. Um neue Leute kennenzulernen, „aber auch als Ausgleich zur Schreibtischarbeit“. Zudem sei es ein Dienst an der Gesellschaft, bei dem sein Faible für Technik hilfreich sein könne.
Die Gelegenheit, technische Kenntnisse praktisch einzusetzen, war ebenso für Anke Spantig ein Grund, sich dem Hilfswerk anzuschließen. Die 28-Jährige ist Diplom-Ingenieurin für Energie- und Umweltverfahrenstechnik und erst unlängst berufsbedingt von Gießen ins Emsland gezogen. Auch sie möchte die Gelegenheit nutzen, am neuen Wohnort mit Leuten in Kontakt zu kommen.
Einige weitere Helfer hat das THW aus seiner eigenen Jugendgruppe gewonnen, wie die beiden Schüler Daniel Cieplik und Tommy Eberle. Auch sie sind technisch interessiert – und ihnen bietet die Tätigkeit eine willkommene Abwechslung zur Schule.
Wer als Helfer beim THW einsteigen möchte, sollte mindestens 17 Jahre alt sein – und laut Moseke „Interesse, Stehvermögen und Teamfähigkeit“ mitbringen. Anders als früher, als die Grundausbildung ein halbes Jahr lang an Abenden unter der Woche stattfand, wird nun blockweise unterrichtet – an insgesamt vier Wochenenden. Auf diese Weise soll der Hilfsdienst auch für jene möglich sein, die sonst aufgrund von Schichtdienst oder Arbeit auf Montage passen müssten.
Informationen über die THW-Ausbildung bei Marcel Geers, Tel. 0152/33656532 oder per E-Mail an marcel.geers@thw-jugend.de.